Stern über Bethlehem

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Evangelische Kirchengemeinde Hilden/ Rheinland – Erlöserkirche
Die Große Weihnachtskrippe
Anschauliche Heilsgeschichte, Glaubensbotschaft, tiefe Symbolik und liebevolle Details




Distelfink

Distelfink_3Wie kam der Vogel des Jahres 2016 eigentlich zu seinem farbenfrohen Aussehen? Laut einer Sage rief Gott eines Tages alle Vögel zusammen, um ihr Federkleid anzumalen. Als der Stieglitz endlich an die Reihe kam, waren die Farbtöpfe schon nahezu leer. Kurzerhand kratzte Gott das, was noch da war, zusammen und schenkte so dem Stieglitz sein buntes Federkleid. Nach einer anderen Überlieferung zog der einstmals unscheinbare Vogel einen Dorn aus der Haut des gekreuzigten Jesus Christus, um dessen Pein zu lindern. Dabei besprenkelte er sich mit dem heiligen Blut und kam so zu seiner roten Gesichtsmaske.

Wegen seiner Vorliebe zu Disteln (Dornen) ist er auch ein christliches Symbol für die Passion und den Opfertod Jesu Christi. Er ist Begleitvogel auf vielen Madonnenbildern, in denen er für das Vorwissen über die bevorstehende Kreuzigung steht. Deshalb nistet er in unserer Krippe direkt im Stallgebälk nahe dem Gottessohn.


Der Stieglitz taucht sehr häufig auf mittelalterlichen Malereien und frühen Gemälden der Neuzeit auf: Bekanntestes Stieglitz-Gemälde ist wohl die „Madonna mit dem Stieglitz“ (Madonna del Cardellino) von Raffael aus den Jahren 1505/06, das heute in den Uffizien in Florenz aufbewahrt wird. In diesem Bild hält Johannes einen Stieglitz in der Hand, der auf die Kreuzigung Christi hindeutet.

Das Museum Sankt Ulrich in Regensburg beherbergt eine gotische Hausmadonna der Regensburger Domwerkstatt aus der Zeit zwischen 1330 und 1335 unter der Inventarnummer 1979/68. Das Christuskind in ihrem Schoß hält einen Vogel am Flügel fest und reicht ihn der Mutter vor die Brust. Wahrscheinlich ist es ein Stieglitz. Der Vogelgesang galt allgemein als Lob Gottes der Natur. Angeblich soll der Stieglitz den Samen der Mariendistel als Futter bevorzugt haben, was als Verweis auf die Heilskraft Mariens galt, denn diese Pflanze war als Heilkraut geschätzt. Zu dem Bild wird auch erklärt, der Stieglitz sei ein beliebtes Zeichen für die Zuneigung der Liebenden und Symbol für eine mystische Vermählung gewesen. Dem Christen zeigte sich also der kleine Jesusknabe bei der Hausmadonna als der zukünftige mystische Bräutigam Mariens. Das soll die Tatsache unterstreichen, dass der Vogel gerade vor dem Herzen der gotischen Maria seine Flügel aufspannt.

Von dem Wiener Schottenmeister, einem anonymen Künstler, stammt die „Verkündigung an Maria", die in der Zeit zwischen 1469 und 1479 entstand. Am Fenster sitzt in einem kleinen Käfig aus Holzstäbchen ein Stieglitz, der auf das Wasser eines Teiches schaut. Weil bei den Malern jener Zeit der Stieglitz als Symbol des Jesuskindes erscheinen konnte, wird der Stieglitz im Käfig hier als Hinweis auf das noch nicht geborene Gotteskind gedeutet. Auf der Bildtafel des Schottenaltares mit den drei Königen sitzt dieser Stieglitz dann frei auf dem Dach des Stalles zu Bethlehem. Den gefangenen Stieglitz kann ein Christ aber auch noch deuten als Hinweis darauf, dass Maria in ihrem Inneren durch den Anruf Gottes eine neue Geburt erfahren wird: „Mir geschehe, wie du gesagt hast." In diesen Worten bereitet sich für den Christen eine Art innerer Neuschöpfung Mariens vor.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Christentum die vielen positiven Eigenschaften des Stieglitzes wie Zierlichkeit, unermüdlichen Gesang, gutartige Zutraulichkeit und genügsames Leben zwischen Disteln und Dornen für seine Symbolik genutzt hat, indem er je nachdem Passion, Christus, Demut, Frömmigkeit etc. versinnbildlichen konnte.



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