Singen Sie oder spielen Sie selber ein Instrument? In einem Ensemble vielleicht sogar? Dann haben sie den Himmel auf Erden! Gemeinsam musizieren, an einer gemeinsamen Harmonie arbeiten, erfüllt mit Frieden.
Wenn die Engel singend oder musizierend dargestellt werden, verweisen sie darauf, dass Musik etwas Verbindendes zwischen Himmel und Erde ist. Der Engelsgesang „Ehre sei Gott in der Höhe …“ ist in jedem Gottesdienst vorhanden. Der andere Engelsgesang „Heilig, heilig, heilig …“ in jedem Abendmahlsgottesdienst.
Luther liebte und lobte Musik und sagte: "Ich möchte nicht in einen Himmel kommen, in dem nicht musiziert wird." und dichtete u.a. folgenden Liedvers:
Wer sich die Musik erkiest,
hat ein himmlisch Gut gewonnen,
denn ihr erster Ursprung ist
von den Himmeln hergekommen
weil die lieben Engelein
selber Musikanten sein.
Die Musik in der Krippe /an der Krippe ist irdisch, kann aber ein Wink zum Himmel sein. Ich löse die beiden ersten blasenden Engel durch zwei neue filigranere ab.
(Figur von 2011)
Einer davon zeigt meine persönliche Auffassung von himmlischer Musik: Gambenmusik! (Figur von 2011) Für dieses Streichinstrument wurde in der Rennaissance- und Barockzeit viel wunderbare Literatur geschrieben. Der zarte, näselnde Klang schwebt buchstäblich in himmlischen Sphären.
Nicht nur dem Stifter oder Initiator einer Krippe wird gerne eine Figur gewidmet; auch der Krippenbauer nimmt Einzug ins Geschehen. So reihe ich mich musizierend unter die Engel...
Passend zum Klang des Instrumentes habe ich dem Engel Flügel des Rotkehlchens verliehen: Es singt mit klaren, perlenden Tönen.
Das Rotkehlchen spielt als „reiner“ Vogel in Christuslegenden eine wesentliche Rolle. Neben der niederländischen Legende gibt es eine schwedische Version von Selma Lagerlöf, die den Titel "Das Rotkehlchen" trägt. Beide Überlieferungen erzählen davon, wie Jesus voll Schmerz und Pein am Kreuze hing und in einiger Ferne einen kleinen einfarbig braunen Vogel im Walde sah. Diesem rannen bittere Tränen aus den Augen, als er die scharfen, stacheligen Dornen sah, die Jesu Haupt durchbohrten. Daraufhin flog es zum Kreuz und löst einen Dorn aus der Krone. Dabei wurde seine Brust mit einem Blutstropfen besprenkelt. Nach einer englischen Volkserzählung singt das Rotkehlchen dem am Kreuz sterbenden Jesus an seiner Seite etwas vor, damit er das Leiden besser ertrage. Dabei wird es mit dem Blut der Wunden gekennzeichnet.
(Figur von 2011)
Der andere Engel passt mit seinem Instrument zur Gambe. Er spielt die Laute und ist in sein Spiel in andächtiger Ruhe versunken...
(Figur von 2011)
Er hat Flügel von einer Schwalbe bekommen: gleichsam ihres leichten, gewandten Fluges entlockt ein guter Lautenist dem Instrument Melodien und Harmonien. Außerdem widme ich diesen Engel den Traurigen: er hat schwarze Flügel von der Oberseite, aber derjenige, den er unter seine Flügel nimmt, sieht die helle Seite.
Die nistende Schwalbe ist in der Bibel Sinnbild für die Geborgenheit des Gottsuchers bei Gott (Ps 84,4), ihr Zwitschern Bild für inniges Beten (Jes 38,14). Als Frühlingsbote steht sie auch für Freude (nach harter "winterlicher" Mühe) und Auferstehung. Da man früher annahm, sie könne ihre blinden Jungen mittels Schöllkraut von der Blindheit heilen, ist sie auch Symbol für Buße (Heilung von geistiger Blindheit). In manchen Gegenden gilt sie als Marienvogel oder nach einer Bauenregel aus dem Badischen Raum auch Muttergottesvogel: "Zu Mariä Geburt (8.9.) fliegen die Schwalben alle furt, zu Mariä Verkündigung (25.3.) kommen sie wiederum."
(Figur von 2013)
„Wenn Gott kommt, erschallt die Posaune!“ sagt die Bibel. Ohne Blaseengel geht es in der Krippe also gar nicht!
Er nimmt Bezug zu Louis Armstrong(1901 – 1971), dem Jazztrompeter und Sänger aus den USA. Der gläubige Musiker setzte sich auf seinen Tourneen für die Afroamerikaner ein, um deren Bürger- und Menschenrechte einzufordern. Er war ein Straßenkind gewesen, ohne Elternhaus, das im ärmsten Teil von New Orleans/ Louisiana weitgehend selbst verantwortlich aufwuchs. Eine russisch-jüdische Immigranten-Familie kümmerte sich ein wenig um den emsigen Jungen. Die Karnofskys gaben ihm auch einen Fünf-Dollar-Kredit, als er im Schaufenster eines Pfandleihers ein echtes Kornett entdeckte und es sich in den Kopf setzte, dieses schmutzige, alte Instrument spielen zu wollen. Mit 11 Jahren landete Louis im Heim für verwahrloste schwarze Kinder. Das Colored Waifs' Home vor den Toren der Stadt wurde von einem schwarzen Ex-Offizier mit militärischer Strenge geleitet, bot den Kindern aber regelmäßiges Essen, einen festen Schlafplatz, gute Luft und Unterricht. Hier erhielt Louis Armstrong seine ersten Musikstunden: Little Louis und sein Kornett wurden in der Musikszene von New Orleans ein Begriff. Die Musiker hatten ein Auge auf das Wunderkind aus den Slums. Als schwarzer Amerikaner mit seiner unvergesslichen, charakteristischen, heiser-kehligen Stimme, der von Menschen aller Länder und Hautfarben geliebt wurde, konnte er viele Barrieren niederreißen.
Unser Trompeten- oder Posaunenengel (so genau kann es die Übersetzung nicht sagen und die antiken Blasinstrumente sind sicherlich nicht mit heutigen Blechblasinstrumenten zu vergleichen) hat passenderweise die Flügel und das Rückengefieder des (graurückigen) Trompetervogels bekommen, die wie ein Frack den Rücken zieren. Der Engel schwebt auf dem Zweig des Christbaumes.
Im Rückblick:
(Figur von 2004)
Der eine Engel spielte eine Oboe. Dies darzustellen erschien zunächst einfacher umzusetzen als Streich- oder Zupfinstrumente.
(Figur von 2004)
Der zweite Engel spielte eine Art Naturtrompete, also ein Blechblasinstrument ohne Ventile. Auch dieses war für die Anfänge der Krippe in Gemeinschaftsarbeit ohne Hürden zu bewerkstelligen.
Diese beiden Engel stehen zusammen mit dem ersten Verkündigungsengel in der kleinen Krippe.
(Figur von 2022)
Der Engel mit Knieorgel
Im Jahre 757 schickte der Byzantinische Kaiser Konstantin Kopronymos eine kleine, tragbare Orgel nach Compiègne, als Geschenk für König Pippin dem Kurzen. Es war ein Portativ mit Bleipfeifen und Tragegurt. Portative wurden nun erstmal zur Unterstützung des gregorianischen Choralgesangs benutzt, wozu es sich trotz des geringen Tonumfangs gut eignete.
Auch bei Prozessionen konnte man es mittragen, denn die Tasten des Portativs werden nur mit der rechten Hand gespielt, während der Musikant mit der Linken den Blasebalg betätigt. Durch das Zusammenspiel von linker und rechter Hand entsteht eine besondere Klangcharakteristik, die ein guter Spieler ähnlich wie bei der Flöte beeinflussen kann.
Viele Darstellungen der Kunst zeigen die Engel musizierend auf einem Portativ. Die bei uns in der Krippe verwendeten Flügel des Grünspechtes sind einer Darstellung aus der Kirche St. Lambertus in Düsseldorf angelehnt. Der Engel dort hat grüne Flügel.
Grünspechte als solche spielen in der menschlichen Kulturgeschichte nur eine geringe Rolle, weil sie weder als Schädlinge noch als potentielle Nahrungs- oder Jagdvögel von Bedeutung sind. Gemeinsam mit dem Schwarzspecht galten sie als „Regenvogel“, da ihre Kontaktrufe mit dem Einfluss der ersten Warmfronten die großen Frühjahrsregenfälle des Jahres ankündigten.
Im übertragenen Sinne fand der Begriff "Grünspecht" vor allem als Bezeichnung für einen halbwüchsigen, vorlauten Besserwisser („Grünschnabel“) Verwendung.
In der Literatur ist zumeist vom Specht die Rede, selten vom Grünspecht.
In Gottfried Kellers Roman "Der grüne Heinrich" wird beispielsweise der junge Protagonist Heinrich Lee als Grünspecht bezeichnet (Heda, Grünspecht! wo hinaus?), zum einen aufgrund seiner Unerfahrenheit, zum anderen aber auch aufgrund seines im Romantitel wiedergegebenen Spitznamens.
Jean Paul schrieb in seinem Roman "Dr. Katzenbergers Badereise": „Da ich mich schämte wegen meiner Blöße, so wurde ich nicht rot, sondern sogenannt preußisch Grün, wie ein Grünspecht.“
Zum Instrument:
Das Portativ (von lateinisch portare „tragen“; italienisch Organetto, „Örgelchen“ oder deutsch Knieorgel, weil man das Instrument zum Spielen auf den linken, angewinkelten Oberschenkel stellt) gehört zu den kleinsten Pfeifenorgeln. Ursprünglich waren die Tasten nur Schieber, die den Luftkanal zu der jeweiligen Pfeife öffnete, aber etwa ab dem 13. Jahrhundert entstand die bekannte Klaviatur, bei der der Luftkanal durch Drücken der Taste geöffnet wird. Außerdem wuchs der Tonumfang von 8 auf bis zu 32 Töne an.
Seine Blütezeit hatte das Portativ im Mittelalter und in der Renaissance.
Das "heutige" Portativ ist mit Lippenpfeifen ausgestattet und alle Pfeifen haben den gleichen Durchmesser. Die Pfeifen werden beim Einstimmen genau auf Tonhöhe abgeschnitten und dann nicht mehr verändert. Instrumente mit Stimmvorrichtungen sind Sonderanfertigung.
Der Balg besteht aus Schafs- oder Ziegenleder und einer Deckplatte zum Führen aus Holz. Der Ausziehfächer ergibt sich durch fünf nach innen gehende Falten, deren Ecken passend aufeinander geleimt sind.
Von den größeren Pfeifenorgeltypen einschließlich des Orgelpositivs unterscheidet sich das Portativ durch den geringeren Tonumfang, der zwei Oktaven (25 Pfeifen, von a1 bis a3, 13 in der vorderen Reihe, 12 hinten) umfasst und das Fehlen der Möglichkeit zum Klangfarbenwechsel. Dafür erlaubt der handgeführte Balg, durch direkten Einfluss auf den Winddruck Klang und Lautstärke der Pfeifen zu variieren. Manche Portative sind mit zusätzlichen Bordunpfeifen aus Holz ausgestattet, die einzeln zuschaltbar sind und tiefer klingen als die Melodiepfeifen.
Das äußere Erscheinungsbild des Portativs ist stets unsymmetrisch. Die Pfeifen sind diatonisch bzw. (später) in der Folge der chromatischen Tonleiter angeordnet und stehen im kürzest möglichen Abstand zur jeweiligen Taste der Klaviatur auf der Windlade. Die Spielmechanik ist deshalb einfach konstruiert: Jede Taste öffnet direkt das Spielventil der darüber liegenden Pfeife.
Ein wesentlicher Unterschied zu allen anderen Orgeltypen ist auch die Position der Klaviatur im Verhältnis zum Spieler. Dieser stellt das Portativ im Sitzen auf seinen Schoß oder im Stehen auf den angewinkelten Oberschenkel oder trägt es an einem Riemen über seiner Schulter. Er bedient die Klaviatur ausschließlich mit der rechten Hand, während er mit der linken den Balg betätigt, der den Pfeifen Wind zuführen. Der Spieler (Portatifer) befindet sich so im Vergleich zu allen anderen Orgeltypen nicht direkt vor der Klaviatur, sondern in einem rechten Winkel zu ihr.
Das Portativ ist ein historisches Musikinstrument, das vor allem im Mittelalter und in der Renaissance gespielt wurde. In der Barockmusik wurde es immer weniger verwendet. Obwohl das Portativ auf vielen Werken der Malerei und der bildenden Kunst als Musikinstrument dargestellt ist, das von Engeln gespielt wird, wurde es kaum in der Kirchenmusik verwendet, (weil der Tonumfang für Toccaten nicht langt…). Die meisten Portativspieler waren Spielleute.
Portative werden heute immer noch neu gebaut. Als Gesellenstücke der Orgelbauer oder für Musiker, die sich der alten Musik verschrieben haben. Ich habe Portativbauer Rainer Groß aus Rheinhessen kontaktiert, der mir bereitwillig Auskunft gab, damit ich dem Engel ein authentisches Instrument bauen konnte.
Evangelische Kirchengemeinde Hilden/ Rheinland – Erlöserkirche
Die Große Weihnachtskrippe
Anschauliche Heilsgeschichte, Glaubensbotschaft, tiefe Symbolik und liebevolle Details
Musizierende Engel
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